Eignung
Die Methode OP-OD eignet sich insbesondere für Planungsaufgaben mittlerer Größe im Hochbau, Städtebau und in der Freiraumplanung. Die Methode möchte in ihrer Ambition zwar unvoreingenommen offen sein, ist aber (zumindest aus Sicht ihrer Autor*innen) nicht wertneutral. Sie verpflichtet auf eine wertschätzende Zusammenarbeit. Die Vorgehensweise und die Mechaniken von einer Methode wie OP-OD setzen voraus, dass die Initiator*innen eines Projektes – für gewöhnlich die Bauherr*innen oder auch Baugruppen – bereit sind, Planung als echten kooperativen Prozess zu verstehen, in dem sie selbst mehr Verantwortung übernehmen müssen und gleichzeitig die alleinige Entscheidungshoheit abzugeben bereit sind. Die Methode OP-OD ist ein gut strukturiertes Werkzeug und eine Hilfe dafür.
Ebenso wichtig in der Anwendung von OP-OD ist die Bereitschaft aller Teilnehmenden eine vorurteilsfreie Suche nach Lösungen anzustreben. Es wird dabei keineswegs erwartet, dass jede Teilnehmer*in eine „perfekte Person“ ist oder gar bestimmte politische oder lebensphilosophische Ansichten teilt. Die Methode ist gerade dafür konzipiert, dass jede Teilnehmer*in ihren naturgemäß spezifischen und individuellen Blick auf die Welt und die konkrete Aufgabe einbringt. Genau deswegen sind a priori alle willkommen. OP-OD nimmt die Beschränkung jeder einzelnen Teilnehmer*in geradezu als Ausgangsbasis und dient dazu, aus einem vielfältigen Blick auf die Dinge, die gelöst werden müssen, diese zu lösen.
Die Methode OP-OD ist für private Auftraggeber*innen wie etwa Wohnungsbaugenossenschaften uneingeschränkt anwendbar. Grundsätzlich gibt es bei privaten Auftraggeber*innen keine vergaberechtlichen Hindernisse. Die hohe Transparenz des Verfahrens und der als grundlegend verstandene sehr offene Zugang dazu, dürfte auch unter Compliance-Gesichtspunkten vorteilhaft sein. Die Fragen der Urheber*innenschaft (oder deren teilweiser Abtretung), aber auch die Fragen der Haftung für die planerischen Leistungen, für mögliche Fehler und daraus resultierende Schäden ist allerdings noch zu klären. Hier gibt es insbesondere im Übergang zu den weiteren Planungsphasen – wie Genehmigungs- und Ausführungsplanung – noch offene Fragen. Diese können teilweise zwar projekt- und akteur*innenspezifisch beantwortet werden, jedoch fehlen hier noch genauere Untersuchungen und Handreichungen, wie damit im Regelfall umgegangen werden kann. Auch ist das von OP-OD im Kern angestrebte veränderte Verständnis von kooperativem Planen und geteilter Verantwortung insbesondere was die Planer*innen und die Bauherr*in betrifft, rechtlich noch nicht hinsichtlich veränderter Vertragsgestaltungen und veränderter Haftungsmechanismen zu Ende gedacht.
Für öffentliche Auftraggeber*innen hingegen ist die Methode OP-OD derzeit nur bedingt anwendbar. Sie kann in ihrer aktuellen Form von Akteur*innen, die dem öffentlichen Vergaberecht unterliegen, aber problemlos als vorbereitendes Planungsinstrument angewendet werden. Die grundlegende Ambition, die Nutzer*innen und auch politische Entscheidungsträger*innen frühzeitig in die Planungen ab Phase 0 einzubeziehen, ist damit auf andere Art und Weise als bisher bekannt möglich. Die Methode kann dabei planerische Grundlagen und erste Planungsvarianten ähnlich einer Machbarkeitsstudie liefern. Sie passt daher sehr gut zu den Belangen vor allem auch öffentlicher Auftraggeber*innen und dabei gerade auch kleinerer Kommunen. Für weitergehende Anwendungen und Auftragsvergaben entsteht jedoch Anpassungsbedarf.
Notwendige Voraussetzungen für öffentliche Auftraggeber*innen
Die Methode OP-OD verletzt nämlich in einigen Aspekten die rechtlichen Anforderungen an die öffentliche Auftragsvergabe. Schwierigkeiten bei der Anwendung von OP-OD in klassischen Vergabeverfahren ergeben sich u.a. durch eine Verletzung des Gebotes der Vertraulichkeit, durch mögliche Interessenskonflikte der an der Vergabe beteiligten Personen bzw. das Gebot der Unparteilichkeit innerhalb solcher Verfahren, zudem den Grundsatz der Anonymität, zudem etwa für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland die verpflichtende Anwendung der RPW 2013 oder die Unabhängigkeit der Preisrichter*innen. Eine Änderung des (europäischen) Vergaberechtes dahingehend, dass alle Komponenten von OP-OD vergaberechtskonform wären, stellt derzeit keine realistische Option dar. Hier wären von anderer Stelle Initiativen hinsichtlich notwendiger Änderungen für die Unterstützung kollektiver und partizipativer Verfahren oder auch ganz anderer Planungsmethoden notwendig. Das ist aktuell aber nicht zu erkennen. Was aber zu prüfen wäre, ist inwiefern Modifikation oder Ergänzungen etwa der Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW 2013) dazu führen könnten, deutlich mehr kooperative und partizipative Elemente zuzulassen. Eine Methode wie OP-OD und ihre Optionen für die Lösungsfindung könnten so zumindest in etwas abgeänderter Form für öffentliche Auftraggeber*innen als vollwertiges Planungsinstrument verfügbar sein.
Als Beteiligte an einem Planungsprozess mit der Methode OP-OD kommen alle potentiell mit einem Projekt betrauten und von einem Projekt betroffenen in Betracht. Auf Seiten der Fachmenschen sind das Vertreter*innen aller Planungsdisziplinen (Architektur, Landschaft / Freiraum, Tragwerk, Haustechnik, Bauphysik, Energiekonzept, Brandschutz, Elektro, Barrierefreiheit, Fassade, Kreislauf, spezifische projektrelevante Konstruktionen wie Lehm- oder Holzbau, Soziologie etc.) und auf Seiten der Sachleute die Bauherr*in, Vertreter*innen aus der Politik oder projektspezifischer Gruppen, auch Investor*innen, auf Seiten der Nutzer*innen sind das je nach Gebäudetyp und Nutzung die Bewohner*innen, die Arbeitenden, die Mieter*innen, die Kund*innen, aber auch Lehrer*innen und Schüler*innen und von Fall zu Fall auch ggf. Vertreter*innen der Nachbar*innen.
Konkrete Beispiele und fiktive Fälle finden sich unter der Rubrik (Real)Fiktionen. Dort wird die mögliche Zusammensetzung des OP-OD Kollektivs in Abhängigkeit zur Planungsaufgabe greifbar.
Eine Methode wie OP-OD ist in ihrem Kern nicht geeignet für Populist*innen, Hetzer*innen oder Akteur*innen, die immer anderen „die Schuld in die Schuhe schieben wollen“ oder nur unter Androhung von Rechtsanwälten miteinander arbeiten können oder gar wollen. Sie erfordert als Grundlage die Übereinkunft und Zustimmung zu einer Art Präambel wertschätzender Zusammenarbeit. Die Methode OP-OD ist daher auch nicht naiv. Sie ermöglicht es sachlich und zielorientiert mit Konflikten auf Augenhöhe umzugehen und Lösungen zu erzielen, auch und gerade, wenn nicht alle von Anfang an einer Meinung sind. Da es sich hier aber um die Beschreibung der Ambitionen und der gewünschten Vorteile von OP-OD handelt, ist noch nicht gesagt, dass diese in jedem Anwendungsfall auch eingelöst werden können. Die noch vorhandenen Schwächen und Schwierigkeiten der Methode sind daher gerade im Zuge der hier zu Grunde liegenden Forschung Nah am Nutzen 1 von höchster Priorität und im Forschungsbericht ausführlich beschrieben, insbesondere in den dort enthaltenen externen Begutachtungen. Im Folgeprojekt der Forschung Nah am Nutzen 2 geht es auch um die entsprechende Weiterentwicklung der Methode.
Die Methode OP-OD eignet sich insbesondere für Planungsaufgaben mittlerer Größe im Hochbau, Städtebau und in der Freiraumplanung. Die Entwicklung der Methode erfolgte ausgehend von spezifischen Erfahrungen der Genossenschaft Kooperative Großstadt eG in ihren eigenen Projekten im genossenschaftlichen, experimentellen Wohnungsbau. Im genossenschaftlichen Bauen liegt aufgrund der direkten Verfügbarkeit der konkreten Nutzer*innenperspektive bereits deutlich vor Planungsbeginn und der grundsätzlichen Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen weiterhin ein naheliegendes Anwendungsfeld der Methode. Die Übertragbarkeit auf andere Akteur*innen im Mietwohnungsbau liegt jedoch ebenso nahe. Ein konkretes, aber fiktives Beispiel findet sich unter (Real)Fiktionen. Dort wird die Anwendung der Methode OP-OD für ein Bauvorhaben sogar einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft exemplarisch vorgeführt.
Der Einsatz der Methode über den Wohnungsbau hinaus ist grundsätzlich denkbar und wünschenswert. Als erstes wären hier öffentliche Bauaufgaben im Bildungs-, Freizeit- und Kultursektor zu nennen. Für besondere Bauaufgaben an der Schnittstelle von städtebaulichen oder quartierspezifischen Fragen und konkreten hochbaulichen Aufgaben bietet sich OP-OD ebenso an. Die Vielzahl der Akteur*innen und auch oftmals widersprüchlichen Interessen in diesem Bereich können so innerhalb eines konkreten Planungsprozesses zusammengeführt werden und eine direkt umsetzbare Lösung erarbeitet werden. Denkbar sind hier etwa Orte und Bauten der Zusammenkunft oder auch bauliche Maßnahmen im Zuge neuer Mobilitätskonzepte.
Zudem besteht die Hoffnung, dass eine Methode wie OP-OD besonders für Baumaßnahmen im Bestand geeignet ist und schon ab einer sehr geringen baulichen Eingriffstiefe relevant sein kann. Diese könnte bereits bei der Re-Programmierung von Gebäuden und Räumen oder dem Aushandeln neuer oder neu geteilter Nutzungen und daran anknüpfenden baulichen Maßnahmen beginnen. Die Vermutung ist, dass die spezifische Dynamik der Methode OP-OD und ihre Möglichkeiten des parallelen Nachsteuerns einer Aufgabe genau dafür von Vorteil sein können – insbesondere gegenüber klassischen Wettbewerbsverfahren. Zudem benötigt ein OP-OD Prozess deutlich weniger Vorfestlegungen als ein Wettbewerbsverfahren, dessen Auslobung gleichzeitig verbindliche Vergabevorgabe für einen späteren Planungsauftrag ist. In einem Prozess mit der Methode OP-OD können dagegen alle Teilnehmer*innen mit ihren Beiträgen und Ideen an der Fortschreibung der Aufgabenstellung selbst mitwirken. Zudem sind alle fachlichen und sachlichen Perspektiven bereits in diesem Prozess vertreten. Dies kann zu einer höheren Effizienz, aber auch zu einem passgenaueren und damit nachhaltigeren Planungskonzept für den baulichen Bestand führen.
Zudem sind alle fachlichen und sachlichen Perspektiven bereits in diesem Prozess vertreten. Dies kann zu einer höheren Effizienz, aber auch zu einem passgenaueren und damit nachhaltigeren Planungskonzept für den baulichen Bestand führen. Diese Behauptung gilt es in weiteren Schritte der Methodenanpassung zu evaluieren.