Real
REAL plant die Genossenschaft KOOPERATIVE GROSSSTADT eG in enger Partnerschaft mit dem Verein GEMEINWOHLWOHNEN e.V. in München ein inklusives Hausprojekt im Stadtteil Haidhausen – Projektname metso‘metso. Auf dem 168 m2 großen Grundstück, einer kleinen Baulücke in der Metzgerstraße 5a, soll bis 2025 Wohnraum für bis zu 17 Menschen entstehen. Die gesuchte Architektur soll ein hohes Maß an gemeinschaftlichem Leben ermöglichen und Flexibilität für aktuelle und künftige Nutzer*innen gewährleisten. Das Gebäude soll dabei äußerst flächeneffizient geplant und sehr nachhaltig errichtet und betrieben werden können. Die Rahmenbedingungen des Grundstücks hinsichtlich des Baurechts, der Gründungssituation und der Fluchtwege sind sehr herausfordernd. Die Dokumentation der Planungsstände und -ergebnisse sowie des Planungsprozesses selbst einschließlich einzelner Ideenbiografien können unter Pilotprojekt genauer betrachtet werden.
Da es sich bei metso‘metso um ein Pilotprojekt handelt, sollen hier zunächst das REALE Projekt, seine Rahmenbedingungen und die tatsächlichen Abläufe gezeigt werden. Die Callpakete, der Ablauf, die Beteiligten und ihre Honorare sind hierbei im Folgenden so aufgeführt, wie sie im Projekt umgesetzt wurden. Da es sich gleichzeitig bei diesem realen Projekt um ein Experiment handelt, gibt es aber auch einige Aspekte der Methode OP-OD, die noch verbessert werden müssen. Die Größe des beteiligten Kollektivs etwa war für die Größe der Bauaufgabe überdimensioniert, was sich wiederum auf die Honorarsätze auswirkte. Deswegen werden hier auch erste nahe liegende Optimierungen dargestellt, welche den gegebenen Rahmenbedingung nochmals angepasst sind und sozusagen (metso‘metso) REAL-OPTIMIERT zeigen.
REAL stellt metso‘metso den ersten Anwendungs- und Testfall der Methode OP-OD dar. Die Systematik der Callpakete wurde anhand dieser Bauaufgabe erprobt und in einen konkreten Ablaufplan übersetzt. Die hohe Anzahl der Beteiligten, also das sehr große Gesamtkollektiv, stellte eine besondere Herausforderung dar. Dies war aber dem erfreulichen Umstand geschuldet, dass der offene Aufruf zur Teilnahme vor allem bei Architekt*innen auf sehr großes Interesse gestoßen ist. Und das, obwohl in der Präambel des Experiments, die darin enthaltenen Zumutungen für die Teilnehmer*innen offen dargelegt wurden. Es musste daher eine Lösung gefunden werden, wie eine maximal noch sinnvolle Anzahl an Personen an dem Projekt mitarbeiten konnte, mit der Konsequenz, dass die Honorarsätze insbesondere für die Ideen nicht mehr als angemessen bezeichnet werden können. Dies wurde aufgrund des breit angelegten Experiments als ausnahmsweise vertretbar eingestuft, obwohl es den Zielen von OP-OD, alle Teilnehmer*innen angemessen zu vergüten, widerspricht.
REAL-OPTIMIERT versucht aufzuzeigen, welche Festlegungen für die Projektgröße von metso‘metso sinnvoller gewesen wären. Die Projektgröße definiert in Bezug zur HOAI den finanziellen Rahmen eines Projektes. Je kleiner die Bauaufgabe, desto geringer auch das Honorarvolumen. Wie sich bei einem angemesseneren, kleineren Kollektiv die Ideenkontingente und die Honorare verschoben hätten, wird hier aufgezeigt. Da es sich bei OP-OD bereits im Kern um eine agile Methode handelt, konnte ein Teil der hier dargestellten Optimierungen und Anpassungen auch bereits im tatsächlichen Planungsprozess stattfinden. Diese Optimierungsschritte sind hier ebenfalls mit dargestellt.
REAL handelt es sich beim Baugrundstück in der Metzgerstraße 5a in München um eine Baulücke in einer geschlossenen Blockrandbebauung. Die Nachbargebäude sind Gründerzeitbauten, welche als Ensemble „Haidhausen“ denkmalgelistet sind. Einzeldenkmäler in der Nachbarschaft sind u.a. am Johannisplatz 11, in der Preysingstr. 37, 39 und 41 zu finden. Dieser Kontext führte dazu, dass eine frühzeitige und enge Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde der LH München notwendig war. Die planungsrechtliche Beurteilung des Grundstückes erfolgt nach §34 BauGB. Zudem weist das Grundstück eine Dienstbarkeit hinsichtlich eines für die Nachbar*innen zu gewährleistenden, offenen Durchgangs in den Innenhof auf. Bezogen auf die vollständige Barrierefreiheit und die teilweise Rollstuhlgerechtigkeit gab es wichtige Vorgaben, um die spätere Nutzung als inklusives Wohnhaus zu sichern. Es sollten zwischen 3 bis 6 rollstuhlgerechte Apartments geplant werden.
Diese Angaben bilden für sowohl für REAL als auch REAL-OPTIMIERT die Grundlage.
Im REALEN Planungsprozess von metso’metso wurden drei Projektphasen festgelegt. Die Callpakete wurden vor dem Start somit auf drei Callrunden aufgeteilt. Pro Callrunde erfolgte eine parallele Bearbeitung von jeweils drei Calls.
REAL-OPTIMIERT wurden bereits während des Planungsprozesses von metso’metso die drei Callpakete der dritten Callrunde signifikant verändert. Damit erfolgte eine agile Reaktion auf die inhaltlichen Erfordernisse des laufenden Planungsprozesses. Insbesondere wurden Themen aus den vorherigen Phasen nochmals einer wiederholten und vertieften Bearbeitung unterzogen.
REAL gliederte sich der Planungsprozess von metso`metso in drei eigentliche Projektphasen.
Diese waren der Methode OP-OD entsprechend in die alternierenden Ideen- und Entwicklungsphasen aufgeteilt. Der Start bestand aus einer eintägigen Auftaktveranstaltung mit Einführung in die Methode und die Projektplattform, sowie aus Impulsvorträgen zu den Schwerpunktthemen des Projektes wie Barrierefreiheit, kollektives Wohnen oder zirkuläres Bauen. Mit dem dritten und finalen Plenum als eigentlicher Abschluss des kollektiven Prozesses wurde deutlich, dass ein weiterer Überarbeitungsschritt notwendig sein würde. Der Ablauf wurde nachträglich um einen außerordentlichen Workshop ergänzt.
REAL-OPTIMIERT sind den Erkenntnissen aus REAL folgend mögliche Veränderungen und Ergänzungen sinnvoll.
Als Start soll eine Verständigung des Kollektivs über die gemeinsamen Ziele und Werte innerhalb des Projektes die Identifikation mit der Aufgabe und der Gruppe stärken. Eine Übungseinheit sollte die Eigenarten der Methode, solange diese noch nicht als vertraut gelten darf, ganz praktisch und auch spielerisch vermitteln. Als definiertes Ende sollte im Anschluss an die drei Projektphasen ein Abschlussworkshop dazu dienen, die noch offen gebliebenen Fragen oder auch Probleme zu behandeln und einen guten Übergang in die weiteren Planungsphasen, in denen in der Regel ein kleineres Planungsteam zusammenarbeiten wird, herzustellen.
Das REALE Planungskollektiv für metso‘metso bestand aus insgesamt 85 Personen, wobei die Planer*innen Architektur teilweise in kleineren Teams von 2-3 Personen organisiert waren Die Nachbar*innen sowie die Vertreter*innen der LH München waren nicht Teil des Planungskollektiv; demnach mussten die Abstimmungen mit ihnen parallel zu den Ideen- und Entwicklungsphasen erfolgen, um Einschätzungen zu den Syntheseständen zu erfragen. Dieser Weg war nur zum Teil erfolgreich, da wichtige Erkenntnisse hierdurch immer erst verzögert in den Prozess eingeführt werden konnten.
Ein REAL-OPTIMIERTES Planungskollektiv für metso`metso könnte der Bauaufgabe entsprechend deutlich kleiner ausfallen und aus ca. 40 Personen bestehen. Insbesondere die Anzahl der teilnehmenden Planer*innen Architektur wäre angesichts der Größe der Aufgabe auch mit 10 Personen gut gewählt. Im spezifischen Fall würde dann auch ein personelles Gleichgewicht zu den Planer*innen Technik entstehen, was angesichts der technischen Herausforderungen im Projekt auch sinnvoll wäre. Und auch die Anzahl der Nutzer*innen könnte leicht von 7 auf 10 erhöht werden, sofern entsprechend viele Personen verfügbar und bereit wären, Ihre Ideen und Bedürfnisse einzubringen. Inwiefern es gelingt, auch Nachbar*innen und Vertreter*innen der Kommune (Planungsreferat / Bauaufsicht / Denkmalschutz) für die zumindest partielle aber aktive Teilnahme am Prozess zu gewinnen, bleibt zwar Spekulation, bildet aber die Ambition von OP-OD, alle Stakeholder einzubinden, ab.
Die Entwickler*innengruppe beim REALEN Projekt metso‘metso bestand immer aus 10 bis 11 Personen. Abgesehen von den Architekt*innen und den Nutzer*innen waren alle Rollen durchgehend mit denselben Personen besetzt.
Bei den Vertreter*innen der technischen Planungsdisziplinen war dies vorab bereits so für den gesamten Planungsprozess bestimmt und organisiert worden. Hier gab es auch keine personellen Alternativen. Die Nutzer*innen bestimmten und organisierten ihre jeweiligen Entwickler*innen eigenständig. Die Gruppe der Architekt*innen wählte ihre Entwickler*innen jeweils zu Beginn jeder Projektphase aufs Neue für die jeweils anstehende Entwicklungsphase. Somit ergaben sich für diese beiden Gruppen immer wieder Wechsel und damit Transfers bzw. auch Verluste von Prozesswissen. Die Entwickler*innen wurden durch die Moderation begleitet und der Prozess entsprechend in Absprache und Rückkopplung mit der Prozessbegleitung gesteuert.
REAL wurden bei metso`metso die Planungshonorare und in Analogie zu einem normalen Wettbewerb die vergleichbaren Preisgelder nach RPW aufsummiert. Die Honorarsumme wurde dabei nach folgendem Schlüssel auf die Ideen- und Entwicklungsphasen aufgeteilt: ca. 33 % für die Ideen und 67 % auf die Tagessätze (TS) der Entwickler*innen. Als Ideenkontingent wurde eine maximale Anzahl von 225 zu honorierenden Ideen angestrebt. Daraus ergab sich die sehr niedrige Ideenpauschale von 135 EUR netto. Tatsächlich wurden am Ende nur 127 zu honorierende Ideen eingereicht. Die tatsächlich ausbezahlte Ideenpauschale erhöhte sich dadurch auf 210 EUR netto.
REAL-OPTIMIERT blieben das Honorarvolumen und der Verteilungsschlüssel gleich. Durch die Anpassung der Anzahl der Teilnehmer*innen, also der Größe des Kollektivs und damit auch der Anzahl der einzureichenden Ideen, wäre eine Idee höher, aber angesichts der insgesamt niedrigen Gesamthonorarsumme immer noch sehr gering vergütet. Die Unterscheidung in PRE und POST bedeutet dabei folgendes: PRE bezieht sich auf ein vorab kalkuliertes maximales Ideenkontingent von 3 Ideen pro Teilnehmer*in – im Falle von REAL-OPTIMIERT also insgesamt 120 Ideen. POST bezieht sich auf den Erfahrungswert aus REAL, in dem das Kontingent nur zu ca. 55-75% von den Teilnehmer*innen ausgeschöpft wurde, also in diesem Fall der Einreichung von ca. 90 Ideen entspräche.
Hinweis: Die bei einem Wettbewerb anfallenden Kosten für die Verfahrensbetreuung, die Vorprüfung und die Jurierung (Honorare und Veranstaltungskosten) wurden nicht in Ansatz gebracht. Sie wurden als mindestens neutral hinsichtlich des Aufwands der Prozessbegleitung und Vorarbeit für einen OP-OD-Prozess angesehen.
Hinweis: Allerdings ist hierin nicht mit eingerechnet, dass in der weiteren Bearbeitung des Projektes seit dem Ende des OP-OD-Prozesses die kalkulierten Baukosten und damit auch das Honorar nach HOAI nochmals deutlich gestiegen sind.