• Kollektiv Entwerfen

    Die Methode OP-OD versucht Nutzer*innen, Bauherr*innen und Expert*innen (also die professionellen Stakeholder*innen) zu gleichberechtigten Ideengeber*innen und Entwickler*innen architektonischer Lösungen zu machen. Die Autor*innenschaft an diesen Lösungen und damit im Regelfall auch am finalen Entwurf liegt beim Kollektiv. Dieses ist die Summe einzelner, engagierter Individuen – Fachmenschen wie Laien – und damit nicht anonym.

    Kollektives Arbeiten im Bereich kreativer, schöpferischer Tätigkeit ist aktuell ebenso anerkannt wie auch evtl. oberflächliche Mode. Sowohl in der Kunst als auch in der Architektur gründeten sich in den letzten Jahren viele neue Kollektive. Die Arbeit an architektonischen Entwürfen ist im Alltag aber schon sehr lange Teamarbeit, wenn auch bisher oftmals eine sehr hierarchische Form der Teamarbeit.

    Formelle Kollektive übersetzen dies nun seit einiger Zeit wieder in eine möglichst hierarchiefreie Zusammenarbeit, in eine geteilte und damit gemeinsame Autor*innenschaft. Die Methode OP-OD erzeugt in ihrer Anwendung demgegenüber nochmals eine deutlich andere Autor*innenschaft als sie klassischerweise sowohl von einzelnen Entwurfsverfasser*innen aber auch von selbstinitiierten Kollektiven in der Architektur bekannt ist.

    Die Mechanik der Methode OP-OD gründet darin, Partizipation oder genauer gesagt Nutzer*innenpartizipation in die Methode eines kollektiven Entwerfens zu integrieren. Oder anders formuliert Partizipation wird zum integralen, nicht mehr ablösbaren Bestandteil des kollektiven Entwerfens selbst. Man könnte auch sagen im Fall von OP-OD oder ähnlichen Methoden sollen Partizipation und kollektives Entwerfen zu Synonymen werden.

    Die Methode OP-OD schafft Autor*innenschaft nicht ab und anonymisiert auch nicht die am Entwurf beteiligten Personen. Im Gegenteil, sie verteilt die Verfasser*innenschaft am Entwurf unter Nennung der einzelnen Namen egalitär auf sehr viel mehr verschiedene Schultern bzw. Individuen als bisher üblich. Sie unterscheidet dabei auch nicht mehr unter den beteiligten Disziplinen bzw. Stakeholder*innen, sondern macht alle zu gleichberechtigten Autor*innen. OP-OD nimmt der Autor*innenschaft in gewisser Weise damit ihre Absolutheit. Sie setzt sie jedoch in eine spezifische Relation zu den einzelnen Prozessschritten ohne aber später die Anteile am Gesamten überzubetonen oder gar bewusst zu quantifizieren.

    In aktuellen genossenschaftlichen Planungs- und Bauprozessen sind partizipative Prozesse oder Elemente wesentliche Teile der Projektidentität. Sie können dabei die Entwicklung und das Austesten neuer baulicher und programmatischer Konzepte prägen und ermöglichen. Mittels partizipativer Methoden können hohe soziale, solidarische, integrative, inklusive und ökologische Ansprüche gemeinsam verhandelt werden. Die Nutzer*innenperspektive ist dabei sehr früh in der Konzeptionierung und Planung von Gebäuden verfügbar.

    Der Hintergrund der Methode OP-OD liegt auch in den spezifischen Erfahrungen der Genossenschaft Kooperative Großstadt eG mit ihren eigenen Wohnprojekten. Die Methode OP-OD möchte dabei insgesamt die Hemmschwelle für kollektive und partizipative Prozesse senken und diese weit über das Feld des genossenschaftlichen Wohnungsbaus hinaus öffnen. Die Vorteile kollektiver und partizipativer Prozesse sollen durch den klaren Rahmen einer Planungsmethode wie OP-OD auch auf privatwirtschaftliche und kommunale Wohnungsbaugesellschaften, aber auch auf selbst initiierte Baugruppen und in der größeren Perspektive auch grundsätzlich für die öffentliche Hand als Auftraggeber*in nutzbar gemacht werden. Eine Übertragung auf andere Bauaufgaben als den Wohnungsbau ist ebenfalls erwünscht.

    Wer sind aber nun die Teilnehmer*innen von OP-OD, wer bildet konkret das Kollektiv?
    An einem Planungsprozess mittels der OP-OD Methode sollen möglichst viele Vertreter*innen aller wesentlichen Interessensgruppen (also Stakeholder*innen) eines Projektes teilnehmen können. Eine wichtige Eigenart und damit Voraussetzung ist dabei aber auch die multiple Besetzung der unterschiedlichen Rollen. Im Sinne einer in Summe so groß wie möglichen Intersubjektivität soll keine Rolle – also weder in einer Fachdisziplin, noch die Bauherr*innenrolle noch die der Nutzer*innen singulär besetzt sein. Für gewöhnlich sind daher neben den Nutzer*innen und Vertreter*innen der Bauherr*in eine Vielzahl an Fachleuten wie Planer*innen Architektur, Landschaftsarchitektur, Technik, Nachhaltigkeit, Soziales / Soziologie, Barrierefreiheit und weitere Expert*innen bis hin zu Nachbar*innen und Vertreter*innen öffentlicher Belange in Mehrfachbesetzung beteiligt. Weiteres dazu unter Vorbereitung. Die Methode OP-OD unterscheidet im Planungsprozess zwischen den Rollen der Ideengeber*innen und der Entwickler*innen. Die Entwickler*innen rekrutieren sich aus allen Teilgruppen des Prozesses. Es übernehmen also beispielsweise auch Vertreter*innen aus der Gruppe der Nutzer*innen die Rolle von Entwickler*innen.

    In diesem Sinne weist die Methode OP-OD bezogen auf die Fachmenschen eine Analogie zu (offenen) Wettbewerbsverfahren auf. Auch hier nehmen viele verschiedene Personen der gleichen Fachrichtungen teil oder bilden die Jury – mit dem Unterschied aber, dass sie konkurrierend an verschiedenen, vollständigen Projektbeiträgen arbeiten bzw. als Jury diese bewerten und das zu realisierende Gewinner*innenprojekt auswählen. Die Methode OP-OD versucht nun all diese Kompetenzen in einem gemeinsamen, kooperativen Verfahren und einer spezifischen Arbeitsweise zu bündeln und zu nutzen. Vertreter*innen, die in Wettbewerbsverfahren für gewöhnlich nur Teil der Jury sind, können und sollen bei der Methode OP-OD Teil des Planungskollektivs werden und dabei auch Co-Autor*innen des Projektes sein.

    Über die Dokumentation des Prozesses auf der digitalen Plattform werden jedoch alle Beiträge und Entwurfsschritte transparent und derzeit sogar personengebunden nachvollziehbar.